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„Durch eine ungewohnte Sichtweise, durch diese Einstellung von Distanz und Schärfe kann ich aus einem kleinen begrenzten Detail plötzlich eine Weite herausholen, es löst sich alles auf und geht über in etwas Offenes und Freies.“1

Die Malereien und Fotografien von Astrid Bechtold-Fox kennzeichnen eine zart-einfühlsame wie geheimnisvolle Bildersprache. Die Künstlerin erschafft schwerelos leicht wirkende Bildräume. Der Betrachter kann in sie eintauchen, es bedarf aber auch Zeit und Muse, um sich auf die kontemplativen, ruhigen Kompositionen einzulassen. Ihre Bildwelten erinnern an die Natur oder einer Idee von Natur und bestehen oft nur aus einem Hauch von Farben und Formen.

 

Bechtold-Fox' Fotografien zeigen Makrodetails von Blüten und Pflanzen, doch für den Betrachter ist dieser Ausgangspunkt nur erahnbar. Im richtigen Gleichgewicht zwischen Schärfe und Unschärfe entstehen unverfälschte, reine Aufnahmen. Die Künstlerin bedient sich bewusst der analogen Fototechnik. Die Sujets werden nicht nachbearbeitet, doch sie erlangen durch die Manipulation der Schärfe während des Fotografierens und die neu geschaffene Größe des ausgearbeiteten Fotos eine abstrakte landschaftliche Qualität.

Auch in der Malerei ist die Natur mit ihrer vielfältigen Formen- und Farbenpracht Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens. Bechtold-Fox kann hier aber freier aus dem Formenrepertoire auswählen, das sie sich über die Fotografie angeeignet hat. Sie komponiert neu, Konturen lösen sich auf, Farben verblassen. Der helle, im Vergleich zur Fotografie noch reduziertere Farbauftrag besticht ob seiner Leichtigkeit und Transparenz. Bechtold-Fox trägt in zahllosen feinen Schichten die Farbe auf die Leinwand. Sie bedient sich unterschiedlichster Techniken und Hilfsmitteln, etwa verschiedener Schwämme und Pinsel, um den Malprozess im vollendeten Bild zu verschleiern und eine möglichst homogene Oberfläche zu erzeugen.

Astrid Bechtold-Fox arbeitet auch raumbezogen. In einer Zusammenarbeit zwischen dem Essl Museum und Swarovski Wien entstand im Sommer 2012 die Rauminstallation „Pas de deux“ für die „Swarovski Stage“ in der Kärntner Straße in Wien. Die zwei Lichtobjekte wirken floral, weich, fließend und geschwungen. Ein Triptychon, dessen äußere Form auf einer leichten Schwingung aufbaut, wird durch ein solitäres, skulpturales Element erweitert. Die meditativen Farblandschaften auf dem Gewebe der Installation sind Fotografien, die dem Nahbereich der Blüte einer Orchidee entstammen. Im Gegensatz zu den weich fließenden Formen steht der geschliffene Charakter von Swarovski Kristallen, die in der Art der japanischen Steingärten durch eine Harke in einer linienförmigen Struktur geordnet sind. Die meditativ ruhige Arbeit steht im spannungsvollen Kontrast zum geschäftig lauten Treiben in der Haupteinkaufsstraße Wiens.

 

Günther Oberhollenzer

1) Astrid Bechtold-Fox in einem Fernsehinterview des ORF im Rahmen der Sendung „Winterzeit“ (in Zusammenarbeit mit dem Essl Museum), Dezember 2011.

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