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Transreale Farblandschaften, oder: „Was bleibt, ist die Aura oder ein Nachbild“

Die fotografischen Arbeiten von Astrid Bechtold-Fox sind zwar „Naturaufnahmen“ (von Blüten), doch gibt sich in ihnen das natürliche Motiv als solches nicht zu erkennen. Viel eher taucht unser Blick in letztlich „abstrakte“ Farblandschaften, die überall angesiedelt sein könnten, im Mikro- wie im Makrokosmos, im haptischen wie im immateriellen Bereich. Visualisiert wird hier weniger die uns gewohnte Wahrnehmung von Realität, sondern eine durch die alltäglich gesehene, erlebte und sozialisierte Vorstellung von Wirklichkeit hindurchführende Sicht auf in uns innewohnende, kognitiv nicht klar definierbare Wirklichkeiten der Emotionen, Träume, Illusionen … 

Als somit „transreale Farblandschaften“ (Lucas Gehrmann) liefern diese Arbeiten zugleich auch einen ungewöhnlichen Beitrag zur Wahrnehmungstheorie bzw. zu der im Kontext künstlerischer Fotografie zentralen Frage nach der Trennbarkeit bzw. Untrennbarkeit von Realerfahrung und Illusionserfahrung. Astrid Bechtold-Fox' Bilder entstehen nämlich rein „analog“ und ohne jedwede nachträgliche Bearbeitung. Allein mittels ungewohnter Einstellungen von Distanz und Schärfe werden von ihr mehrere Wahrnehmungs-möglichkeiten eines Naturgegenstandes – dazu zählen auch dessen olfaktorische und haptische Qualitäten – gleichsam zu diffusen biomorphen Konzentraten des Phänomens Blüte destilliert. Eindeutige Formen lösen sich auf und gehen über in eine „fast schon abstrakte Räumlichkeit des Fühlens“ (Martin Kubaczek), in bisweilen farbintensive Formulierungen von „geheimnisvoller Sinnlichkeit“. Die Künstlerin beschreibt es knapper: „was bleibt, ist die Aura oder ein Nachbild.“

 

Lucas Gehrmann

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